Diebstahl von Stolpersteinen in Neubritz

In der Nacht vom 5. zum 6. November 2017 wurden nicht nur Stolpersteine in der Steinbockstraße und in der Hufeisensiedlung ausgegraben und gestohlen, sondern auch in Neubritz, also zwischen Ringbahn im Norden und Teltowkanal im Süden. Es handelt sich dabei um die Stolpersteine für die jüdischen Schwestern Else und Johanna Grand in der Rungiusstraße 33, die am 3. November 1941 durch Freitod einer Deportation zuvor kamen, dem sozialdemokratischen Verleger Paul Fürst in der Bruno-Bauer-Straße 17a, der am 6. Juni 1941 im KZ Sachsenhausen umgebracht wurde, dem kommunistischen Widerstandskämpfer Karl Tybussek aus der Jahnstraße 12, der nach einem dreitägigen Schauprozess am 26. Mai 1943 im Zuchthaus Brandenburg erhängt wurde sowie für den jüdischen Kaufmann Samson Baruch Wurzel und seiner Tochter Anna aus der Bürgerstraße 57, die 1943 in den KZ Theresienstadt bzw. Auschwitz umkamen. Die vier Stolpersteine für die jüdische Familie Wittenberg in der Buschkrugallee 21 waren bereits gelockert, vermutlich wurde der oder die Täter aufgrund der Nähe zum U Grenzallee an ihrem kriminellen Handeln gestört.

Während die Stolpersteine für die Schwestern Grand bereits 2008 verlegt wurden, ließ der Verein proNeubritz die Gedenksteine für Vater und Tochter Wurzel erst im September 2017 verlegen, also 79 Jahre nachdem die Schaufensterscheiben ihres Tabakwarengeschäfts in der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 eingeschlagen wurden.

 

Dazu der Vorsitzende Bertil Wewer: „Diese feige Tat gleicht einer Grabschändung und zeigt, wie wenig Anstand diese mutmaßlichen Rechtsradikalen haben.“

 

Der Verein hat Strafanzeige gestellt.

 

Der Verein proNeubritz versteht sich als Nachfolgeorganisation der Betroffenenvertretung im ehemaligen Sanierungsgebiet „Wederstraße“ und lässt seit einigen Jahren Stolpersteine in Neubritz verlegen. Unter den Opfern des Nationalsozialismus in Neubritz sind nicht nur politisch oder rassistisch Verfolgte, sondern auch Christen der „Bekennenden Kirche“ sowie behinderte Menschen, die als „Euthanasie“- Opfer durch die „Aktion T4“ getötet wurden.

 

Der Ersatz der sechs Steine übersteigt die finanziellen Möglichkeiten des Vereins. Der Verein ruft daher zu Spenden für proNeubritz e.V. auf das Konto IBAN DE75 4306 0967 1112 3815 00 auf. Wenn bei der Überweisung Name und Anschrift angegeben werden, stellt der gemeinnützige Verein eine Spendenbescheinigung aus.