Zum ersten Mal hatte der Verein proNeubritz eine Stolpersteinführung organisiert. Ein Gutes Dutzend Interessierte waren der Einladung gefolgt, die auch in der Berliner Woche und im facetten magazin angekündigt wurde. Die Führung ging zunächst zum Stolperstein für Klara Jacob in der Silbersteinstraße, die als geistig behinderter Mensch in der Tötungsanstalt Brandenburg („Aktion T4“) vergast wurde. An der Hermannstraße / Mariendorfer Weg wurde der jüdischen Familie Althof gedacht, für die am 7. August Stolpersteine verlegt werden. In der Juliusstraße liegen Stolpersteine für die Familie Schäfer und für Leo Cohn, die als Juden in den Konzentrationslagern in Riga bzw. Auschwitz umgebracht wurden. In der Bruno-Bauer-Straße wohnte der sozialdemokratische Buchverleger Paul Fürst.
An der Britzestraße wurde auf Sigurd Franzke aufmerksam gemacht, der zwar selbst überzeugter Nazi war, doch aufgrund seiner Homosexualität verhaftet und in der Tötungsanstalt Bernburg vergast wurde. Der Stolperstein für ihn wird nach längerer Diskussion im nächsten Jahres verlegt werden. In der Rungiusstraße wird den jüdischen Schwestern Johanna und Else Grand gedacht, die der bevorstehenden Deportation durch Freitod zuvor kamen. In der Jahnstraße lebte der kommunistische Widerstandskämpfer Karl Tybussek. Die Führung endete in der Buschkrugallee. Die Brüder Erwin und Siegfried Wittenberg gehören zu den ersten Überlebenden, die mit einem Stolperstein geehrt werden, die zwar selbst dem Tod entronnen sind, jedoch ihre gesamte Habe und Familie im Holocaust verloren haben.