Für die Verlegung eines oder mehrerer Stolpersteine ist eine vorangegangene Recherche von Nöten. Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen solchen verlegen zu lassen, dem möchten wir hier einige Tipps geben.

Jeder Bezirk hat seine eigene Anlaufstelle, in Neukölln ist dies das Museum Neukölln, das für den Bereich Kultur zuständig ist und bei der Recherche auch fachlich unterstützen kann.

Die Erfolg versprechendsten Recherchemöglichkeiten für personenbezogene Akten sind das Bundesarchiv und das Landesarchiv Berlin, welches meist Akten zu politisch verfolgten Opfern des Nationalsozialismus beherbergt. Die Akteneinsicht muss zuvor beantragt werden. Die Sichtung der Akten ist kostenfrei. Vielfach finden sich in einem der Archive schon ausreichend Informationen. Wenn nicht, kann man zusätzlich in der Entschädigungsbehörde nachfragen, man stößt dort eventuell auf Anträge von Angehörigen. Wenn es um Vermögensaufstellungen geht, kann man im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam (BLHA) weiter forschen. Aktenkopien können gegen eine geringe Gebühr zum Antragssteller gesandt werden, falls die Akte nicht zu umfangreich ist.

Bei den jüdischen Opfern hilft es oft, wenn man im Internetportal von Yad Vashem recherchiert. Dort findet man vielleicht ein Gedenkblatt, dass ein Angehöriger für seinen ermordeten Verwandten im Archiv hinterlegt hat zur Erinnerung und als Mahnung für nachfolgenden Generationen.

Die Deportartionslisten (Transportlisten) des Bundesarchivs geben Auskunft, wann und wohin die besagte Person deportiert wurde. Allerdings muss man bedenken, dass sich Straßennamen und Hausnummer geändert haben können. Da hilft dann das Internetportal von histomap.de weiter. Altes Kartenmaterial kann über das neue gelegt werden. Zugegeben, das braucht ein wenig Übung.

Eine ehrenamtliche Recherche der Biographie erfordert vor allem Zeit und Geduld und ist in jedem Fall spannend, aber auch bedrückend, Einzelheiten über die schweren Schicksale zu erfahren.

Erfahrungsgemäß dauert es einige Monate, bis man Geburtsdatum, letzten Wohnort, Todesort und Todesdatum zusammengesucht hat. Hilfreich ist es auch, beim Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes in Bad Arolsen (ITS) nachzufragen.

Mein persönlicher Literaturtipp: »Zehn Brüder waren wir gewesen« von Hentrich & Hentrich. Noch längst sind nicht alle jüdischen Opfer aus Neukölln recherchiert. In diesem Buch findet sich einiges Wissenswerte. Ebenfalls hilfreich könnte sich das Verzeichnis der jüdischen Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte, Bezirk Treptow und Neukölln aus den Jahren um 1935/1936 erweisen, um Namen von Personen zu finden, für die vielleicht noch nicht recherchiert wurde. Das Verzeichnis ist einsehbar im Museum Neukölln. Weiterhin kann man im alten jüdischen Telefonbuch (über zlb.de) bei Adressen fündig werden. Hat man dann die Daten in einer Biographie verarbeitet, sendet man diese an die Koordinierungsstelle, in unserem Fall dem Museum Neukölln. Nach Prüfung und Zustimmung des Künstlers Gunter Demnig wird ein Termin zur Verlegung festgesetzt. Ein Stolperstein kostet derzeit 120 Euro. ProNeubritz e.V., hat seit 2009 acht Stolpersteine, teils mit Hilfe von Spenden, verlegen lassen. Besonders spannend ist die Recherche, wenn man dabei auf noch lebende Nachfahren trifft und diese bei der Verlegung dabei sein können.

Seit Beginn des Projektes im Jahr 1996 sind in Berlin insgesamt über 7.000 Stolpersteine durch Gunter Demnig verlegt worden. Davon in ganz Neukölln etwa 210 Steine.


Vielleicht konnten wir bei dem ein oder anderen das Interesse an diesem Projekt wecken. Denn für einen selbst und vor allem für die Nachwelt ist es in jedem Fall die Mühe wert.

 

K.Kuhrt